Sennder – Logistik und Transporte als Erfolgskatapult
Von Nancy Wächter, Björne Hermann und Ilja Wolkow
Eine digitale Logistik- und Speditionsplattform ist Deutschlands neuestes und damit 14. Unicorn. Mitte Januar 2021 erhielt das Unternehmen frisches Kapital, neue Investoren und damit den Titel „Einhorn“ verliehen. Wann und wer das Unternehmen gegründet hat und wieso Kapitalgeber großes Potential in dem Startup sehen, erfahrt in unserem neuen Blogartikel.
Früher Unternehmensberater – heute Besitzer eines Einhorns
Drei Kollegen der Beratung Roland Berger gründeten 2015 das deutsche Unternehmen Sennder. Aus der Idee die Logistikbranche zu digitalisieren und eines der größten Probleme - die Leerfahrten - zu lösen, entstand inneralb von rund sechs Jahren eines der höchstbewerteten Unternehmen Deutschlands.
David Nothacker, Julius Köhler und Nicolaus Schefenacker legen eine beachtliche Performance hin: das Unicorn ist mittlerweile an sieben Standorten in Europa mit insgesamt 800 Mitarbeitern vertreten. Ein Drittel der DAX30 Unternehmen zählen bereits zu den Kunden. Und damit nicht genug: mehr als 6000 Partnerunternehmen erbringen wöchentlich Logistikdienstleistungen im Auftrag von Sennder.
Digitalisierung einer Branche – wo fängt man an?
Händische Fahrtenbücher, unzählige GPS-Systeme und per Hand unterzeichnete Verträge – in dieser Form besteht die Logistikbranche noch heute. Sennder greift an genau diesen Punkten an: mit ihrer Plattform für registrierte Versender und Frachtführer.
Per intelligentem Algorithmus werden Routen und Netzwerke optimiert, teure Leerfahrten verhindert und das Transportmanagement vereinfacht.Die Plattform Orcas ist Marktplatz, digitales Auftragsmanagement und -verfolgung sowie Kommunikationstool zugleich.
Verträge werden durch Sennder mit beiden Parteien geschlossen und Zahlungen innerhalb von drei Werktagen nach Abwicklung (Branchenstandard bis 60 Tage) garantiert. Darüber hinaus bietet Sennder vergünstigte Tank- und Versicherungskonditionen sowie gelabelte LKW-Planen an.

Wer erfolgreich sein will, braucht mindestens zwei Prozent Marktanteil
Die jungen Gründer haben schnell verstanden, dass eine digitale Plattform zur Vermittlung von Aufträgen kaum ausreicht, um in der Branche Erfolg zu haben. Der Markt für Logistikdienstleistungen ist bereits stark fragmentiert.
Um als Big-Player in dieser Branche zu zählen, benötigt es rund zwei Prozent Marktanteil. Bis 2023 möchte das Unternehmen eine Milliarde Euro und bis 2024 die zwei Milliarden Euro Umsatzgrenze überschreiten – zwei Prozent Marktanteil sind damit ein bei Weitem noch nicht erreichtes Ziel.
Der gesamte Logistikmarkt soll bis 2024 auf 1.345 Milliarden Euro anwachsen. Der Straßengüteranteil liegt dabei bei 400 Milliarden Euro.
Europa oder Übersee? Beides!
Zur Erreichung der gesteckten Ziele, u.a. ein Börsengang in 2023/2024, setzt Sennder stark auf M&A und Kooperations-Aktivitäten, die bereits in vollem Gange sind. Denn das Unicorn besitzt unter anderem strategisch wichtige Partnerschaften mit Siemens und Scania.

Außerdem übernahm das Startup den französischen Konkurrenten Everoad und ist auch ein Joint Venture mit der italienischen Poste Italiane eingegangen, um die Digitalisierung des italienischen Straßengüterverkehrs voran zu treiben.
Im September 2020 setzt Sennder den bisherigen Aktivitäten die Krone auf.
Die europäischen Geschäfte des US-Unternehmens Uber Freight werden seitdem durch das deutsche Unicorn Sennder abgewickelt. Ein strategischer Schachzug, denn Uber Freight soll weiter existieren und über eine Schnittstelle zu Sennder Aufträge übermitteln. So können nicht nur europäische Kunden Ware in den USA, sondern auch US-Amerikanische Kunden Ware in Europa bewegen.
Der Kampf um die digitale Logistik
Seit Jahren drängen Unternehmen in die Logistikbranche, um die verschlafene Digitalisierung der letzten Jahrzehnte aufzuholen. An den Fortschritten möchte also nicht nur Sennder beteiligt sein - die Konkurrenten geben ordentlich Gas. Zu den Bekanntesten zählt wohl Forto (ehemals Freigthub). In das Unternehmen flossen bereits 2019 Millionenbeträge.
Ein weiterer Konkurrent namens Instafreight, das nach eigenen Angaben mit 25 000 Frachtunternehmen vernetzt ist, konnte den Erdölriesen Shell als Investor gewinnen. Als dritter Konkurrent setzt Dizzbo auf ungenutzte Kapazitäten in den LKWs. Diese werden über eine Plattform vermarktet und erlauben es, diese kurzfristig zu buchen und über kleinere Umwege mitzuschicken.
160 Millionen Dollar Kapital – Sennders Investoren
Bereits sieben Investitionsrunden hat das 2015 gegründete Logistikunternehmen durchlaufen und dabei insgesamt 14 Investoren gefunden. Zu den Investoren zählen neben Scania Growth Capital, Accel und Lakestar auch die Gründer des Unicorns FlixBus.
2017 stieg der skandinavische Nutzfahrzeughersteller Scania mit einer siebenstelligen Summe in das Unternehmen Sennder mit ein. Darauf folgten im Jahr 2018 HV Capital. Die erste große Finanzierungsrunde ist 2019 mit gleich mehreren Investoren vollzogen: Lakestar, Accel, Next47, H14, HV Capital, Project A Ventures und Scania Growth Capital investierten stolze 70 Millionen Dollar in das Unternehmen.

Nach einem starken Wachstumsjahr (Übernahme von Everoad und Übernahme des europäischen Frachtgeschäftes von Uber Freight) wurde die Serie D im Januar 2021 abgeschlossen. Dabei gab es von Accel, Lakestar, HV Capital, Project A, Scania und einem unbekannten Lead-Investor weitere 160 Millionen US-Dollar. Mit einer Bewertung von 1,06 Mrd. US-Dollar steigt Sennder in den Kreis der Unicorns auf.
That's all? Hier liest du, was ein Unicorn eigentlich ist. In anderen Blogbeiträgen berichten wir von weiteren Unicorns, z.B. von ScaleAI sowie Hopin und MessageBird.
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