Start-up Scandit: Mit Barcode-Scans und Augmented Reality zum Unicorn

Mit Scandit kommt schon das fünfte milliardenschwere Start-up aus der Schweiz. Im Februar erreichte das Unternehmen den Unicorn-Status. Wie Scandit Smartphones zu Barcode-Scannern macht, auf welche Technologie es setzt und welche Rolle die Investoren spielen, erfahrt ihr in unserem Blogbeitrag.

Wie Scandit die physische Welt in Echtzeit ergänzt

Scandit wurde 2009 in Zürich mit dem Ziel gegründet, Alltägliches interaktiver zu gestalten. Mit seiner Technologie trifft das Unternehmen den Kern von Internet of Things (IoT), Augmented Reality und Cloud Computing.

 Die Software von Scandit verwandelt Endgeräte wie Smartphones oder Wearables in leistungsfähige Barcode-Scanner.

Das Prinzip ist denkbar einfach: Mithilfe einer App auf dem Smartphone lassen sich Barcodes einscannen. Die Text- und Objekterkennung wird unmittelbar durch Augmented Reality und Echtzeitinformationen ergänzt.

Digitalisierung aus der Schweiz für die ganze Welt

Die Computer-Vision-Software des Schweizer Unicorns Scandit unterstützt Unternehmen weltweit dabei, Abläufe zu automatisieren, sich digital zu transformieren und Kunden-Erfahrungen zu personalisieren.

Und das mit Erfolg: In zwei Jahren hat das Start-up seinen Umsatz verdoppelt. Zu den über 1.700 B2B-Kunden auf der ganzen Welt zählen die Drogeriemarkt-Kette dm, DHL, Bosch, L’Oreal und Levi’s Strauss & Co. Über 100 Millionen Endgeräte sind bereits mit der Scandit-Software ausgestattet und führen mehrere Milliarden Scans pro Jahr durch. 

Nächster Stop: Scandit will Region Asia-Pazifik erobern

Bis Ende 2022 will das Unternehmen um 50 Prozent wachsen. Das frisch investierte Kapital wird auch dazu dienen, die Expansion und Innovation in den Kernbereichen voranzutreiben . Der Schwerpunkt der Expansionspläne liegt auf dem Asien-Pazifik-Raum: Japan, Singapur und Südkorea sind die nächsten Ziele von Scandit.

Barcode-Scanner: „alter Wein in neuen Schläuchen“ oder Zukunftstechnologie?

Scandit hat bisher einige Meilensteine in seiner noch jungen Unternehmensgeschichte gemeistert: Das Unternehmen gewann Preise und Auszeichnungen als Technologieinnovator und sicherte sich die Position des Marktführers mit seiner B2B-Software-Lösung. Was kann die Software aber genau?

Scandit ist nur etwas für die Logistikbranche – oder doch nicht?

Scandit bietet seine Lösung branchenunabhängig an. Für fast jedes Szenario und jeden Unternehmensbereich hat das Start-up die Antwort:

Im Gesundheitswesen erleichtert die Software die Patientenverifikation und Nachverfolgung der Medikation. In der Post-Industrie macht Scandit das Sortieren und Verladen einfacher. Der Flugverkehr wird durch schnelleres Scannen von Bordkarten und Reisepässen entlastet – das freut Reisende, Angestellte und Airlines.

Auch im Einzelhandel entfaltet die Scandit-Software ihr ganzes Potenzial: Kunden erhalten zusätzliche Produktinformationen via Augmented Reality und können an der Supermarktkasse durch das sogenannte Self-Scanning direkt selbst bezahlen. Mitarbeiter erhalten durch die Scandit-Technologie Unterstützung bei der Bestands- und Preisverifikation.

Scandit B2C: Weiß- oder Rotwein? Frankreich oder Mosel?

Im B2B-Bereich ist Scandit bereits Marktführer. Für die Zukunft strebt das Unternehmen auch den B2C-Markt an. Scandit möchte eine Verbindung zwischen dem Off- und Onlinebereich herstellen. Wie das funktionieren soll, zeigt das folgende Beispiel:

Kunden scannen das Etikett einer Weinflasche im Supermarkt – und erhalten Echtzeit-Informationen über Rebsorte, Herkunftsland und Geschichte des Weins. So will Scandit die Kaufentscheidung erleichtern.

„Plötzlich muss ich mich nicht mehr wundern, wenn ich vor dem Regal im Supermarkt stehe: Was sind denn das für Produkte, sind die gut für mich? Gibt es bessere? Was denkt mein Social Graph darüber? Gibt es ein Rating, das mir bei der Entscheidung hilft?“

Samuel Mueller (CEO Scandit)

Scandit-Technologie groß gedacht

Scandits Geschäftsmodell hat das Interesse von Investoren und Experten weltweit geweckt. Vor allem die Technologie des Start-ups steht dabei hoch im Kurs: Augmented Reality, also das Einblenden von digitalen Informationen, kann auch auf das Sichtfeld einer Datenbrille erweitert werden. Damit stünde einer Erweiterung des Geschäftsbereichs von Scandit nichts im Wege. Auch der Einsatz von Drohnen, die die Software des Schweizer Unternehmens installiert haben, birgt großes Potenzial.

Scandit: der Konkurrenz durch Kooperationen weit voraus

Strategisch setzt Scandit auf Kooperationen mit anderen Anbietern. Dafür hat Scandit beispielsweise Schnittstellen und vorgefertigte Module entwickelt, die Kooperationspartner für verschiedene Anwendungszwecke einfach in ihre eigene Software einbetten können.

Kooperationen mit Smartphone-Herstellern wie Samsung, Apple und Cat Phones sollen das Zusammenspiel zwischen Hard- und Software weiter optimieren. Und im Vertrieb kooperiert Scandit zum Beispiel mit IT-Dienstleistern wie SAP und Oracle.

Konkurrenz aus Wien und München

Auch wenn die Branche, in der sich Scandit bewegt, noch nicht hart umkämpft ist, gibt es bereits Wettbewerber am Markt. Das österreichische Start-up Anyline  bietet Barcode-Scans im öffentlichen Bereich und für den Bereich Smart Factory. Auch die Texterkennung und das Ablesen von Zählern zählen zu den Kernbereichen des Unternehmens, das 2019 eine Förderung im Millionenbereich erhalten hat.    

Im deutschsprachigen Raum konkurriert Scandit mit ProGlove  in den Sektoren Automobil, Logistik oder Paketdienstleistungen. Das Münchner Start-up bietet smarte Handschuhe mit Scanfunktionen an – und hat ebenfalls bereits Investitionen im Millionenbereich erhalten.

13 Jahre und acht Finanzierungsrunden bis zum Unicorn

Scandit konnte bereits mehrere Investments in Kapitalrunden einsammeln. Die ersten drei Kapitalzuwächse, geleitet von Venture Kick (finanziert Unternehmer von Schweizer Hochschulen), fanden bereits kurz nach Firmengründung statt.

Die zuletzt durchgeführte Series D, mit dem Leadinvestor Warburg Pincus, übertraf nicht nur in der Höhe des eingesetzten Kapitals (150 Mio. US-Dollar) alle zuvor da gewesenen Kapitalrunden. Sie verhalf Scandit auch zum Titel des Unicorns – und setzte dem fünften Schweizer Unternehmen somit die Eine-Milliarde Dollar-Krone auf.

That's all? Hier liest du, was ein Unicorn eigentlich ist. In anderen Blogbeiträgen berichten wir von weiteren Unicorns, z. B. von Infarm, Masterworks.io und Sorare

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