Scalable Capital – das Geschäft mit ETFs, Aktien und Kryptowährung boomt
Von Nancy Wächter, Björne Hermann und Ilja Wolkow
Mit einer Unternehmensbewertung von 1,4 Milliarden US-Dollar taucht ein neues Startup am Unicorn-Kosmos auf. Die Rede ist von Scalable Capital – einem Fintech-Hybrid-Unternehmen aus Online-Broker und Robo Advisor. Der Marktführer in Sachen AI-basierter Vermögensberatung will im Broker-Geschäft kräftig aufholen. Mit welchen Investoren an der Seite dieser Plan gelingen kann und welche Konkurrenz dem Jungunternehmen jedoch bereits einige Schritte voraus ist, erfährst du in diesem Blog.
Mittendrin im Hype um Trades, Aktien und ETFs

Gegründet wurde das Fintech in München im Jahr 2014 durch Erik Podzuweit, Patrick Pöschl, Adam French und Stefan Mittnik. Scalable Capital bietet seinen mittlerweile 300.000 Kunden eine Onlinebroker Plattform. Für die Verwaltung der Vermögen setzt das Unternehmen sogenannte Robo Advisor ein. Hierbei handelt es sich um ein Algorithmen-basiertes System, das automatische Empfehlungen zur Vermögensanlage generiert.
Der Finanzdienstleister erlang im aktuellen Trading-Hype eine große Bekanntheit. Die schnelle Verifizierung und das einfache Eröffnen des Depots kommen vor allem bei jüngeren Kunden gut an. Das Bedienen der eigenen Trades und Verwalten des Vermögens mit dem Smartphone sind dabei nicht wegzudenken.
Neben der Vermögensverwaltung mit einem Fokus auf ETF-basierten Sparplänen ist das Münchener Unternehmen auch als Onlinebroker bekannt. Hier können Kunden Aktien, Fonds und ETFs handeln.
Ein boomender Markt mit vielen Alternativen
„Wir sehen einen enormen Trend, Geld an den Kapitalmärkten anzulegen, statt es auf Bankkonten liegen zu lassen. Hintergrund sind rekordniedrige Zinsen, steigende Inflation und eine wachsende Rentenlücke.“
Mitgründer Scalable Capital, Florian Prucker
Neben Scalable Capital buhlen weitere Anbieter wie der führende deutsche Neobroker Trade Republic oder Smartbroker und justTrade mit günstigen Konditionen und leicht verständlichen Tools um neue Kunden.
Allein auf dem deutschen Markt gibt es mehr als 30 rein digitale Unternehmen, die Kapital verwalten oder aktiv vermitteln. Das sind neben Startups wie Ginmon, auch Robo-Marken wie Cominvest und klassische Vermögensverwalter wie Zeedin oder Liquid.
Größter Akteur auf dem deutschen Markt mit zuletzt 6 Milliarden Euro Broker-Assets ist TradeRepublik. Scalable Capital hingegen verwaltet rund 1,5 Milliarden Euro Broker-Assets.
Flexibilität als Aushängeschild von Scalable
Das Prinzip des Unicorns ist dabei denkbar einfach: Bei der Vermögensverwaltung befragt das System den Nutzer zu den Anlagezielen und schlägt auf Grundlage seines Investmentverhaltens passende Risikoklassen vor.
Kunden, die besonders viel Wert auf Flexibilität und Individualisierung legen, können bei Scalable zwischen drei Optionen (Preismodellen) wählen. Bei der Option Free Broker fällt keine monatliche Gebühr an. Hier sind ETF-Handel und Sparpläne kostenlos, der Aktienhandel ist jedoch gebührenpflichtig.
Bei Prime Broker bzw. Prime Broker Flex, wird dagegen eine jährliche bzw. monatliche Pauschale fällig. Der Aktienhandel ist bei diesen beiden Varianten gebührenfrei.
Der Sprung zum Unicorn – 180 Millionen Dollar frisches Kapital
Das 2014 gegründete Unternehmen kann auf sechs Finanzierungsrunden zurückschauen, die dem im Juni 2021 gekürten Unicorn in Summe 266 Mio. US-Dollar einbrachten.

Den ersten größeren Erfolg erzielte Scalable in 2017 – rund die dreifache Kapitalsumme (im Vergleich zur Summe der ersten beiden Finanzierungsrunden) wurden durch Investoren – im Lead BlackRock – investiert. BlackRock ist kein Unbekannter in der Szene, denn der Kapitalgeber ist u.a. an Firmen, wie FlixBus, Klarna, Airbnb oder Dropbox beteiligt.
Mit Einstieg von Tencent in der aktuellen Series E hat Scalable einen weiteren starken Partner an der Seite. Mit satten 90 Mio. US-Dollar hat sich der Kapitalgeber rund 6,5% Firmenanteile gesichert und gehört damit zu den Top 3 Anteilseignern (BlackRock 33%, Gründer und Mitarbeiter 33% sowie Tencent 6,5% des letzten Drittels).
Expansion um jeden Preis
Die Strategie des Münchner Unicorn lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Expandieren. Und zwar schnell. Um nicht zu sagen, um jeden Preis.
Scalable Capital ist hierzulande mit 3 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen zwar der größte Robo-Advisor. Dessen Performance lag zuletzt jedoch unterhalb der Entwicklung des gesamten Marktes. Wachstum verzeichnet Scalable in Bereichen wie dem ETF-Geschäft, im Brokerage und Kryptohandel.

Die Expansions-Strategie ist einfach: Marketing ausweiten und eine internationale Expansion wagen. Per „Passporting“ soll der „Scalable Broker“ in Italien, Spanien und Frankreich an den Start gehen.
Auch eine Erweiterung der Produktpalette strebt Scalable an. Es soll ein echtes Krypto-Angebot an den Markt gebracht und ein Derivatehandel verfügbar gemacht werden. Alle Investitionen sollen dabei auf das langfristige Unternehmensziel gerichtet sein, „die führende Retail-Investmentplattform in Europa zu werden“.
That's all? Hier liest du, was ein Unicorn eigentlich ist. In anderen Blogbeiträgen berichten wir von weiteren Unicorns, z.B. von HoneyBook, Phenom People und ATAI Life Sciences.
Want even more? Wenn du regelmäßig über die wichtigen News aus dem Achtzig20 Universe und zu den Billion Dollar Startups informiert werden möchtest, abonniere gerne unseren Newsletter. Neben wöchentlich wechselnden Themen erfahrt ihr einmal im Monat alle spannenden Details über das neue Unicorn.