Solarisbank – ein Banken-Start-up, das eigentlich keine Bank ist
Von Nancy Wächter, Björne Hermann und Ilja Wolkow
Die Serie deutscher Unicorns reißt nicht ab. Nach HoneyBook im Mai und Scalable Capital im Juni meistert das nächste Start-up den Sprung über die 1 Milliarde US-Dollar Firmenbewertung. Die Rede ist vom Fintech-Startup Solarisbank aus Berlin. Warum die Solarisbank eigentlich keine Bank ist, welche Services das Unternehmen anbietet und welches Potenzial die Investoren im Jungunternehmen sehen, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
Warum Solarisbank schon früh Unicorn-Potenzial hatte
2016 wurde die Solarisbank gegründet und erhielt noch im selben Jahr die sogenannte deutsche Vollbank-Lizenz. Als zweites deutsches Fintech-Unternehmen neben der Smartphone-Bank N26 .
Das Besondere: Solarisbank kombiniert technologisches Know-how mit dem regulatorischen Bankengeschäft. Die cloudbasierte Banking-as-a-Service-Plattform des Start-ups macht es Geschäftskunden möglich, eigene Finanzprodukte und -dienstleistungen mühelos anzubieten.
Bereits im Jahr ihrer Gründung konnte die Solarisbank drei Investoren überzeugen und in der Seed Round 12,2 Millionen Euro aufnehmen. In der Series A folgten unter dem Lead-Investor Arvato Bertelsmann weitere 26,3 Millionen Euro, nur ein Jahr später in der Series B 56,6 Millionen Euro. Insgesamt erhielt die Solarisbank in fünf Finanzierungsrunden 345,1 Millionen Euro Kapital. Die jüngste Runde wurde am 26. Juli 2021 in einer Serie D Runde geschlossen. Aufgrund der aktuellen Finanzierung von 190 Millionen Euro erreicht das Berliner Fintech eine Bewertung von 1,4 Milliarden Euro und steigt damit in den fabelhaften Kreis der Unicorns auf.

Der Solarisbank-Vorstand Marko Wenthin sagte:
„Momentan haben wir das Luxusproblem, dass wir gar nicht allen Anfragen nachkommen können. Es tut extrem weh, zu guten Geschäften Nein zu sagen.“
Diese Aussage sowie die hohen Kapitalsummen der vergangenen Jahre bestätigen die Aktualität des Geschäftsmodells. Entsprechend schnell erweiterte die Solarisbank ihren Kunden- und Mitarbeiterstamm. Beim Einsatz neuer Technologien ist das Start-up stets am Puls der Zeit, setzt zum Beispiel auf Amazon Web Services (AWS) und treibt die Entwicklung eines eigenen Kernbankensystems voran. Das Angebot der Solarisbank reicht von Digital Banking (Konten und Debitkarten), Krediten und Ratenzahlungen, Payment-Lösungen bis zu Identverfahren (initial und fortlaufend digital). Auch mit Anforderungen an den Kryptohandel kennt sich das Unicorn aus und bietet entsprechende APIs über seine Plattform an.
Wie die Kunden vom Fintech Solarisbank profitieren

Unternehmen können über die Plattform des Start-ups eigene Finanzdienstleistungen schnell und rechtssicher entwickeln. Über die API-basierte Infrastruktur werden sehr kurze Time-to-Market-Zeiten realisiert. Das kommt bei Kunden wie Tomorrow, Vivid Money, Samsung Pay und Trade Republic gut an.
Sie sparen sich die Zeit für Regulierungsfragen und langwierige Klärungen mit der Bankenaufsicht BaFin. Stattdessen können sie sich voll und ganz auf die Optimierung ihrer Angebote konzentrieren – die Abwicklung übernimmt Solarisbank im Hintergrund.
Plattform-Modell und die größtmögliche Individualisierung
Das Charmante am Geschäftsmodell der Solarisbank: Die B2B-Kunden zahlen eine Gebühr für die Nutzung der Banking-as-a-Service Plattform (BaaS) und können die modularen White-Label APIs für einzelne Banking-Produkte nutzen. Die APIs lassen sich in das Frontend des jeweiligen Kunden integrieren – mit dem individuellen Branding des Unternehmens.
Der Betrieb der Plattform als vollständige Cloud-Lösung (AWS) fügt sich in die Strategie der Solarisbank ein: Ziel ist der Aufbau einer „Produkt- und Technologieplattform, die die bestmöglichen Rahmenbedingungen für Skalierung und Automatisierung schafft, um dem wachsenden Kundenstamm ihrer Partner gerecht zu werden.“
Wachstum durch Unternehmensübernahmen und Tech-Know-how
Die Ambitionen des Berliner Fintechs sind groß – das beweist auch die Übernahme des britischen Wettbewerbers Contis für stolze 100 Millionen Euro. Die Entscheidung für die größte Übernahme, die ein deutsches Fintech-Start-up je getätigt hat, liegt in den ehrgeizigen Expansionszielen von Roland Folz, CEO der Solarisbank.
„Nach unserer letzten Finanzierungsrunde war klar, dass wir in ganz Europa expandieren wollten.“
CEO Roland Folz
Die Pläne für die Übernahme existierten schon länger, doch nach dem Brexit benötigte Solarisbank einen Partner für den britischen Raum. Durch die Übernahme von Contis gewann das Unternehmen zusätzlich Tech-Know-how der Entwicklungsstandorte in der Ukraine und in Indien.
Der „kleine“ europäische Markt
Der Hunger des Berliner Start-ups ist noch lange nicht gestillt. Nach Expansion in Frankreich, Spanien und Italien sind Pläne für Japan vorerst auf Eis gelegt. Das Ziel, den Kontinent zu erobern, wird dennoch nicht aus den Augen verloren.

Frisches Kapital für die Expansion in den asiatischen Raum will Solarisbank über einen Börsengang sammeln und setzt dafür auf den sogenannten SPAC-Deal („Special Purpose Acquisitions Company “). Dabei wird ein Unternehmen mit dem Ziel gegründet, durch einen Börsengang Geld einzusammeln. Anschließend wird das Kapital für die Übernahme eines privaten Unternehmens verwendet.
Klasse statt Masse, Technologie statt Größe
Die Erträge des Fintechs sollen in diesem Jahr von rund 35 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro wachsen. Der Weg zum Marktführer wird trotz großem Ehrgeiz nicht einfach: Ende November 2020 stärkte sich die Railsbank, der wohl größte Konkurrent, durch die Übernahme der Wirecard Tochter Wirecard Card Solutions (WCS). Die britische Banking-Plattform expandiert ebenfalls nach Asien und will zusätzliches Marktwachstum durch Standorte in den USA generieren.
Auch kleinere Wettbewerber wie Clearbank, Treezor und Bankable versuchen sich am Finanzmarkt. Das zeigt: Entscheidend auf dem hart umkämpften Markt ist schon lange nicht mehr die reine Größe eines Unternehmens, erfolgsversprechender sind Faktoren wie Technologie-Know-how und Expansionsgeschwindigkeit.
That's all? Hier liest du, was ein Unicorn eigentlich ist. In unseren Blogbeiträgen berichten wir von weiteren Unicorns, z. B. von Scalable Capital , HoneyBook und Phenom People .
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