Lean Startup – der schlanke Weg zum Erfolg
von Caroline Midderhof
Schlank, schlanker, Lean Startup. Wer sich mit Startups, Produktentwicklungen und Agilität beschäftigt, wird früher oder später schon einmal über diesen Begriff gestolpert sein. In diesem Blog erklären wir dir, was sich hinter dem Phänomen Lean Startup verbirgt, wie die Methode funktioniert und wo sie eingesetzt werden kann.
Früher waren aufwendige Produktionsplanungen mit detaillierten Marktanalysen, Marketingkampagnen und Strategieentwicklungen ganz normal. Durch diese klassische, sequentielle Planung, welche auch als Wasserfallmodell bekannt ist, entstanden oft lange und unübersichtliche Abstimmungswege.

Nicht nur der zeitliche Aufwand ist bei Anwendung dieser Methodik enorm, auch das Risiko des Informationsverlustes stieg damit zunehmend. Die unflexible, statische und teilweise langwierige Planung prallt zudem auf eine sich stetig verändernde Wirtschaft sowie volatile Kundenanforderungen. Das Worst-Case Szenario: Ein Produkt, das vollkommen am Markt und den Kunden vorbei entwickelt wird. Eine Möglichkeit, das zu vermeiden? – Lean Startup.
Lean Startup – Was steckt dahinter?
Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „lean“ ab, bedeutet übersetzt „schlank“ und wird häufig im Bereich der Unternehmensgründung, im Kontext von Produktionsprozessen oder dem Launch neuer Produkte eingesetzt. In seinem Buch „The Lean Startup: How Today’s Entrepreneurs Use Continious Innovation to Create Radically Successful Businesses“ erklärt Autor Eric Ries die Methode hinter seinem Lean Startup Modell.
Hinter dem Konzept seiner Lean Startup-Idee verbirgt sich kein wissenschaftlicher Ansatz, sondern ein pragmatisches Konzept zur schnellen Erprobung und Verifizierung von Hypothesen rund um das Produkt. Kerneigenschaften des Produkts werden mit dem Lean Startup Ansatz schnell und kostengünstig am Kunden getestet. Dadurch erlangen Unternehmen frühzeitig Erkenntnisse darüber, ob das Produktkonzept einen echten Mehrwert stiftet. Der Vorteil gegenüber klassischen Entwicklungsmodellen: Eine Produktentwicklung nah am Kunden mit direktem Feedback.
Durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck und die schnelllebige Wirtschaft haben Unternehmen heutzutage deutlich weniger Chancen sich mit ihren Produkten am Markt zu behaupten als früher. Die große Auswahl an Alternativprodukten kann einen missglückten Produkt-Launch insbesondere für junge Unternehmen zur Existenzbedrohung werden lassen. Daher ist es heute umso wichtiger, die Kundenbedürfnisse und Marktentwicklungen aufmerksam zu analysieren, um erfolgreiche Produkte zu entwickeln.
Die klassische Produktentwicklung muss sich oft auf Annahmen über Marktentwicklung, Kundenbedürfnissen oder Verhaltensweisen verlassen. Das Problem: sollten sich diese Annahmen nicht bestätigen, läuft man Gefahr ein Produkt ohne Kundenmehrwert zu entwickeln - und damit einen Flop zu landen.
Um das zu vermeiden ist das Feedback der Kunden bei der Produktentwicklung mit der Lean Startup-Methode ein essentieller Bestandteil. Mit Hilfe von Prototypen werden die Kerneigenschaften des Produkts am Kunden getestet, noch lang bevor das Produkt vollständig fertiggestellt ist und auf den Markt kommt. Damit werden Annahmen zu Kundenbedürfnissen schnell geprüft und falsche Hypothesen frühzeitig erkannt.
Wie funktioniert Lean Startup?
Der Lean Startup Ansatz ist ein iterativer Prozess. Innerhalb eines Zyklus gibt es drei Phasen, die nacheinander durchlaufen werden: entwickeln (build), messen (measure) und lernen (learn).

#1: Build
Jedes Produkt beginnt mit einer Idee. Diese Idee wird in der ersten “build”-Phase auf die Kerneigenschaften heruntergebrochen, auf Basis derer ein Prototyp entwickelt wird. Das kann z.B. eine einfache Landing-Page sein, die schnell und unkompliziert umgesetzt werden kann. Wichtig: Der Prototyp ist kein vollständig fertig entwickeltes Produkt, sondern beschränkt sich lediglich auf die wichtigsten Kernfunktionen – ein sogenanntes “Minimum Viable Product” (MVP).
Diese Kernfunktionen müssen “erlebbar” sein, d.h. ein Kunde sollte die Grundidee testen können. Produkteigenschaften, die für diese Kernfunktion vorerst nicht nötig sind wie z.B. ein funktionierendes IT-Backend, werden dabei bewusst nicht umgesetzt, um Zeit und Kosten zu sparen. Mit diesem Prototyp startet man in die zweite Phase – das Testing.
#2: Measure
In der zweiten Phase wird der Prototyp der Zielgruppe, potenziellen Kunden, zugänglich gemacht. Ziel dieser Phase ist es, zu messen, wie die Produktidee bei der Zielgruppe ankommt. Dafür müssen vorher genaue Zielwerte & KPIs definiert werden, um nach Abschluss der Testphase bewerten zu können, ob das Produkt den erwarteten Erfolg erzielen konnte oder nicht.
Die Messung kann dabei je nach Produkt sehr unterschiedlich ausfallen: Beobachtung, Klick-Raten-Messungen oder Interviews können als Messmethoden herangezogen werden. Wichtig ist, in eine Interaktion mit dem Kunden zu treten, um seine Bedürfnisse zu identifizieren. Daraus lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die Aufschluss über den wahrgenommenen Kundenmehrwert bieten und mögliche Fehler aufzeigen – und damit die Grundlage für die letzte Phase bereiten.
#3: Learn

Es folgt die dritte und letzte Phase des Lean Startup Zyklus: das Lernen. Die in Phase #2 gewonnen Daten müssen nun analysiert werden, um zu bewerten, ob sich die initial getroffenen Annahmen zu Kundenbedürfnissen, Kundenproblemen und Zielgruppe bestätigen lassen konnten oder nicht. Passt das Produkt zur Zielgruppe? Ist das Kundenproblem echt, aber die angebotene Lösung dafür nicht passend?
Wichtig ist hier, die Ergebnisse selbstkritisch zu reflektieren und die Produktidee entsprechend anzupassen oder auf der Idee weiter aufzubauen. Ideen, die sich in der Testphase nicht belegen lassen konnten, haben auch bei einem späteren Marktlaunch nur geringe Chancen, erfolgreich zu werden.
Im Sinne des Lean Startup-Gedankens ergibt sich aus der dritten Phase eine neue Idee und der Zyklus startet von vorne. Mit jeder Iteration erlangt man weitere, fundierte Erkenntnisse über die Akzeptanz der verschiedenen Kerneigenschaften und kann so zum Marktstart ein Produkt mit deutlich höheren Erfolgschancen platzieren.
Wo kann Lean Startup eingesetzt werden?
Die Lean Startup Methode kann auf fast jeden Kontext angewandt werden. Besonders im Bereich Unternehmensgründung und Produktentwicklung wird das Konzept gerne genutzt, um hohe Initialkosten zu vermeiden und ein Gefühl für den Markt und die Kunden zu gewinnen.
Wir selbst nutzen diese Methoden für viele unserer Produktentwicklungen. Unser eigenes Startup Kleb-dich-reich wurde beispielsweise mithilfe dieser Methode entwickelt. Spannend: das Lean Startup-Modell lässt sich durch andere agile Methoden wie Design Thinking oder den Business Model Canvas toll ergänzen. Dabei steht ein Thema immer im Mittelpunkt: absoluter Kundenfokus!
Du hast noch Fragen oder möchtest in einem Workshop mehr über die Lean Startup Methode lernen? Schreib uns einfach an oder informiere Dich hier (Trainings und Schulungen) über unser Schulungsangebot.