Corporate Intrapreneurship:
Innovation durch helle Köpfe in den eigenen Reihen
von Elan Pinar, Marie Daut
Ideenreichtum ist nicht nur in der Gründungsphase eines Unternehmens gefragt - das wissen auch Mittelständler oder Konzerne. Wir behaupten: Mit Innovationsgeist in einer bestehenden Firmenstruktur verhält es sich wie bei der Suche nach Pilzen im Wald: Hat man genug helle Köpfe gefunden, kocht es sich wie von selbst. Und im Idealfall kommen neue Ideen servierfertig auf den Tisch. Wir berichten, wie Intrapreneurship gelingen kann.

Schneller, höher, weiter – Innovationsdruck regiert den Markt. Aber was können ältere und größere Unternehmen tun, um die eigene Kreativität und Innovationskraft zu steigern?
Gute Ideen fallen leider selten vom Himmel. Eine beliebte Lösung ist der Zukauf von Innovationen oder die Übernahme von Startups.
Eine viel einfachere Möglichkeit sitzt uns direkt vor der Nase: Nämlich die wertvollsten Ressourcen unseres eigenen Unternehmens, die MitarbeiterInnen.
Lasst sie zu Corporate Intrapreneurs werden, zu UnternehmerInnen innerhalb des eigenen Unternehmens, zu Innovationsdenkenden und VorreiterInnen. Sie können Lücken schließen und originelle Lösungen finden, wenn man sie nur lässt. Innovation funktioniert schließlich nicht nur outside-in und zugekauft, sondern auch inside-out: Durch Corporate Intrapreneurship.
Unternehmertum im Unternehmen
Corporate Intrapreneurship beschreibt Entrepreneurship innerhalb eines etablierten Unternehmens. Unternehmergeist in einer bestehenden Businessstruktur. QuerdenkerInnen im Quadratkasten.

Ob wir das wirklich brauchen? Und wie. Zum Beispiel, um neue Geschäftsfelder zu erschließen oder die Firma neu auszurichten. So hat Google durch Intrapreneurship Gmail, Google Maps oder Adwords entwickelt. Und Sony die Playstation.
Mittlerweile versuchen auch die großen deutschen Konzerne, Intrapreneurship in den eigenen Reihen zu etablieren. Denn ein wenig Start-Up-Geist ist für alteingesessene Unternehmen wie ein Jungbrunnen. So entstehen radikale Innovationen in den eigenen Reihen.
Was können wir also tun, um das Wasser zum Sprudeln zu bringen, nicht zum Versiegen? Wie können Unternehmen die richtigen Voraussetzungen für Intrapreneure schaffen?
Gebe Gedanken mehr als zwei Quadratmetern Platz
Eigeninitiative, Kreativität und Flexibilität - das sind Eigenschaften eines Entrepreneurs (und Intrapreneurs). Wie viele MitarbeiterInnen bringen wohl dieses Gesamtpaket mit, können es aber nicht ausschöpfen, weil sie in einem starren Unternehmensumfeld gefangen sind?
Wollen Arbeitgeber ernten, müssen sie die Saat gießen und düngen.
Und wie?
- Freiräume für Kreativträume: Intrapreneure brauchen Zeit und Ort, um über eigenen Ideen zu brüten - zum Beispiel jeden Freitag für zwei Stunden.
- Konstruktiver Umgang mit neuen Ideen: Autonomie, kurze Entscheidungswege und offene Türen motivieren Intrapreneure, eigene Ideen laut auszusprechen und der Führungskraft oder dem Team vorzutragen.
- Arbeitskraft zur Verfügung stellen: Fail fast, learn fast – binde das ganze Team mit ein, um die Idee zu vertesten.
- Zeit und Geld: Flexible Arbeitszeitmodelle bieten Zeit als Ressource. Optionen zur finanziellen Förderung können verhandelt werden.
- Talente fördern: Intrapreneure müssen erkannt und gezielt befähigt werden. Zum Beispiel durch selbst ausgewählte Weiterbildungsprogrammen, für die sich die Intrapreneure besonders interessieren.
- Netzwerk ausbauen: Intrapreneure ziehen ihresgleichen an. Durch Zugang zu Plattformen und Veranstaltungen holen sie sich nicht nur Inspiration, sondern akquirieren auch Gleichgesinnte für dein Unternehmen.
Aber warum sollte ein Unternehmergeist überhaupt für ein älteres, größeres Unternehmen arbeiten wollen?
Eine Hand wäscht die andere
Um von einer Idee langfristig zehren zu können, muss das Futter stimmen – und zwar von Anfang an.
Ein Konzern oder Mittelständler hat einiges zu bieten, was Entrepreneuren fehlen könnte. Zum Beispiel ausreichend finanzielle Ressourcen, um sich auszuprobieren. Oder Räumlichkeiten, praktische Expertise, Beziehungen.
Im Gegenzug profitiert das Unternehmen vom Engagement seiner MitarbeiterInnen und lukrativen Einfällen auf dem Silbertablett.

Corporate Intrapreneurship fruchtet: Beispiel L'Oréal Paris
Die Kosmetikmarke L'Oréal gehört zu den Erfolgreichen in punkto Corporate Intrapreneurship: Eine kreative Mitarbeiterin versuchte sich an universell einsetzbarer Kosmetik. In Eigeninitiative entwickelte sie eine Make-Up Foundation, die sich für jeden Hauttyp eignet. L’Oréal unterstütze sie dabei, das Produkt auf den Markt zu bringen. Das neue Kosmetikum wurde zum Erfolg und erschloss ein bisher unerreichtes Kundenspektrum.
Aber muss es wirklich der Weltkonzern sein, um ein gutes Beispiel für Intrapreneurship zu finden? Nein. Auch wir von Achtzig20 hören zu, wenn unser Bauch spricht.
Corporate Intrapreneurship bei Achtzig20
Bei Achtzig20 läuft Corporate Intrapreneurship zum Beispiel so ab...

Beim Mittagessen hatte eine unserer erfinderischen Mitarbeiterinnen folgende Idee: Geldgeschenke per App an FreundInnen und Familie – die wiederum lösen die Geschenke für Waren in den lokalen Geschäften ein.
Den Einfall haben wir weiterentwickelt – im Team, mit den NutzerInnen und teilnehmenden Unternehmen. Herausgekommen ist die mySMILE-App: Eine digitale Gutscheinapp mit Insidertipps für Ingolstadt und Umgebung. Das Ziel: Die Offline-Präsenz lokaler Unternehmen durch ein digitales Produkt erweitern.
L'Oréal Paris hat sich in einem bereits bekannten Tätigkeitsfeld versucht und war erfolgreich. Wir haben eine ganz neue Tür aufgestoßen.
Vielleicht sind wir bei derlei Ideen etwas extrem. Denn wir begeben uns gerne in unerforschte Gewässer, weg von unserer Kernkompetenz, der Prozessberatung. Wir mögen’s abwechslungsreich. Das zeigen Projekte wie die Weinplattform elfgrad, der Ludwigstore und der Donaurun, ein Lauftreff für Sportbegeisterte.
Ideen wandern bei uns vom Kopf in den Topf, werden dort verfeinert und landen auf dem Tisch. Kreativität, die nicht verwertet wird, ist verschwendetes Potenzial - so unsere Devise.
So extrem muss oder kann natürlich nicht jedes Unternehmen denken. Aber geht’s vielleicht eine oder zwei Nummern kleiner? Ein bisschen näher am Kerngeschäft? Bestimmt.
Im internationalen Vergleich schlagen sich deutsche Neuunternehmen dank Innovationskultur und Affinität für das Technische enorm gut.

Die Querdenker sind also da. Auch in deinem Unternehmen – du musst sie nur erkennen und befähigen.
Also: Halte Ausschau nach den Pilzen, den hellen Köpfen. Biete ihnen Nährboden zum Wachsen. Denn Hausgemachtes schmeckt am besten. So ist das nicht nur mit der Pilzpfanne, sondern auch mit Innovation.