Branchen im Wandel - Part 7: Landwirtschaft

Selbstversorger sein, traditionelle Gemüse- und Obstsorten anbauen, gackernde Hühner, glückliche Kühe: Die Vorstellungen vom Leben auf dem Bauernhof sind manchmal verklärt. Die Realität der Landwirtschaft ist vor allem: harte Arbeit, auf Effizienz getrimmt, mit hohem Kosten- und Konkurrenzdruck. Wir zeigen Wege, wie sich Landwirtschaftsbetriebe fit für die Zukunft aufstellen können. 

Zum Einstieg haben wir für euch eine Schätzfrage:  

Wie viele Hektar Agrarfläche gibt es in Deutschland? 

a) 17 Millionen Hektar  

b) 170.000 Hektar  

c) 1,7 Millionen Hektar  

Kühe auf einer Weider vor der untergehenden Sonne

Richtig ist Antwort a) – 17 Millionen Hektar Agrarfläche gibt es in der Bundesrepublik. Das sind unglaubliche 23.809.523 Millionen Fußballfelder, oder ein zweiter Vergleich: Das Saarland fände auf Wiesen, Wäldern und Ackerland 66-mal Platz.  

Landwirtschaft in Deutschland: früher vs. heute 

Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland sinkt seit einigen Jahrzehnten kontinuierlich. Gab es im Jahr 1975 noch rund 904.000 Betriebe hierzulande, lag diese Zahl 2001 nur noch bei 396.000. Im vergangenen Jahr lag sie noch niedriger, nämlich bei 263.000 – Tendenz weiter sinkend. Auffällig: Vor allem die kleinen und mittleren Familienbetriebe verschwinden, Großbetriebe mit mehr als 100 Hektar Fläche hingegen können sich nicht nur halten, sie werden sogar mehr. 

Auch die durchschnittliche Fläche eines Landwirtschaftsbetriebs wächst. In den vergangenen 60 Jahren hat sie sich mehr als verachtfacht, von 7,5 Hektar auf heute durchschnittlich 62 Hektar. In den 1950er- und 1960er-Jahren schimmerte die Agrarfläche in Deutschland noch in satten Grüntönen, Wälder und Wiesen prägten das Landschaftsbild. Heute dominiert Ackerland mit 71 Prozent; das ist nicht nur schlecht für die Artenvielfalt, sondern stellt die Betriebe in Krisenzeiten – zum Beispiel bei schlechten Wetterverhältnissen – vor Herausforderungen.  

Vier Herausforderungen, mit denen Landwirte heute konfrontiert sind 

Nicht nur schlechte Wetterverhältnisse gefährden heute die Arbeit von Landwirtschaftsbetrieben. Auch die Frage, wer den Betrieb weiterführt, komplexe rechtliche Rahmenbedingungen, Nachhaltigkeit als Forderung von Kunden und Politik sowie der enorm hohe Preis- und Wettbewerbsdruck machen die Arbeit von Landwirten nicht einfacher. 

  • Generationenwechsel: Die junge Generation achtet verstärkt auf eine gute Work-Life-Balance. Söhne und Töchter fragen sich: Sind wir bereit, die Bauernhöfe unserer Eltern zu übernehmen? Wollen wir uns wirklich auf die harten Arbeitsbedingungen der Landwirtschaft einlassen? Die Antwort? Häufig „nein“. Das lässt vor allem die Zahl der Familienbetriebe in Deutschland sinken.  
  • Komplexe rechtliche Rahmenbedingungen: Die Europäische Union (EU) und Deutschland rufen immer strengere Auflagen für Klima- und Umweltschutz aus. Landwirtschaftsbetriebe müssen unzählige Vorgaben erfüllen, von spezifischen Vorgaben zu Düngemitteln bis zu Größen- und Form-Richtlinien für Gemüse und Obst.  
  • Nachhaltigkeit als zentrale Forderung der Kunden: Das Megathema der vergangenen Jahre ist Nachhaltigkeit. Was als Trend begann, ist heute schon fast eine gesellschaftliche Aufgabe. Wollen Landwirtschaftsbetriebe am Markt bestehen, müssen sie auf die Forderungen von Verbrauchern und Politik eingehen und nachhaltig sowie ökologisch produzieren. Nachhaltigkeit ist teuer, braucht oft Innovationen und zudem müssen hier noch deutlich strengere Vorgaben eingehalten werden als in der konventionellen Landwirtschaft. 
  • Hoher Preis- und Wettbewerbsdruck: Auf der einen Seite fordern Verbraucher von den Landwirtschaftsbetrieben nachhaltig produzierte Nahrungsmittel, idealerweise ohne Massentierhaltung. Auf der anderen Seite sind nur wenige bereit, höhere Preise zu zahlen. Zusätzlich kämpft die Landwirtschaft mit Dumping-Preisen, die vor allem Discounter regelmäßig erzwingen; eins der bekanntesten Beispiele ist die regelmäßige Senkung des Milchpreises. In der Folge stehen Landwirte vor folgender Herausforderung: Wie können sie wirtschaftlich arbeiten, Gewinn generieren, auf die Forderungen von Verbrauchern und Lebensmitteleinzelhandel eingehen und sich behaupten? 
Mit Stroh beladener Traktor auf einem Feld

Betriebe bewirtschaften immer größere Flächen mit immer weniger Personal, immer komplexeren Rahmenbedingungen und einem immer größeren Preisdruck. Die Frage, vor der viele stehen: Wie können wir uns fit für die Zukunft aufstellen? Wollen Landwirte wirtschaftlich arbeiten, kommen sie um eines nicht herum: Effizienz. 

So wollen Landwirtschaftsbetriebe ihr Überleben sichern 

  • Technischer Fortschritt: Produktionsweisen werden stetig weiterentwickelt. Künstliche Intelligenz (KI) und automatisierte Abläufe helfen zum Beispiel bei der Düngung und Tierhaltung. Die Digitalisierung bringt Effizienz in die Landwirtschaft, entlastet die Beschäftigten und vernetzt verschiedene Stakeholder.  
  • Weg von Vielfalt, hin zur Spezialisierung: Eine zweite wichtige Maßnahme ist die Fokussierung auf eine bzw. wenige Tier- und Pflanzenarten. Maschinen und Abläufe können ideal optimiert, der Ertrag pro Hektar deutlich gesteigert werden. Der Weizenertrag pro Hektar macht das deutlich: Früher lag er bei 2,6 Tonnen pro Hektar, heute im Schnitt bei 8,1 Tonnen. Doch bei allen wirtschaftlichen Vorteilen müssen wir auch negative Aspekte ansprechen. So bedroht die Spezialisierung die Artenvielfalt und Tiere verlieren ihre natürlichen Lebensräume – nicht nur langfristig gesehen eine Gefahr für die Umwelt. 
  • Ökobauern haben Nachhaltigkeit im Blick: Der Anteil von Ökobauern in der Landwirtschaft hat sich seit 1989 verzehnfacht. Kein Wunder, denn Politik und Verwaltung locken mit vergleichsweise hohen Fördergeldern. Die sind auch notwendig, denn Ökobauern erwirtschaften zum Beispiel bei Weizen und Kartoffeln nur etwa die 

Transformation der Landwirtschaft: Lasst euch jetzt beraten 

Der Strukturwandel beschäftigt die Landwirtschaft seit vielen Jahren – und die Veränderung ist noch lange nicht vorbei. Ihr benötigt Hilfe bei der Transformation eures Betriebs? Wir unterstützen euch gerne – zum Beispiel mit Workshops oder Prozessanalysen und -optimierungen. Meldet euch gern bei uns unter hallo@achtzig20.de